Am Uferrand des Gewerbebachs, wo die Faulerstraße von der Schnewlinstraße aus abzweigt, steht die Stahl-Arbeit Ohne Titel von Jörg Siegele. Hintereinander sitzt auf dem Rücken des mittleren von drei Pferden mit identischem Umriss, die alle auf gleicher Höhe traben, ein Paar mit wehenden Haaren. Sie, vorne sitzend, scheint sich in der Mähne des Pferdes festzuhalten, wohingegen der hinter ihr sitzende Mann sich an ihr festzuhalten scheint. Ihrer beider Arme verschmelzen zu einer Linie und so die beiden miteinander zu einer figurativen Einheit. Im für Jörg Siegele charakteristischen Stil und in Scherenschnitt-Manier wurden aus drei Eisenplatten die Umrisse dieser Skulpturen-Gruppe nach einer 1:1 hochvergrößerten Vorzeichnung mit dem Laser herausgeschnitten. Danach wurden sie im gleichmäßigen Abstand zueinander auf eine Stahlplatte geschweißt. Der schwarzlackierte Stahl kann im Laufe der Zeit korrodieren und einen rostroten Farbton annehmen. Dieser kann dann z. B. an das Schwarzwälder Kaltblut, auch Schwarzwälder Fuchs genannt, erinnern. Diese alte Pferderasse wird auch heute noch für das Ziehen von Brauereifuhrwerken eingesetzt. Damit wird sich die Arbeit noch eindrucks- und wirkungsvoller in die Umgebung des Aufstellungsortes einfügen.
Werk und Ort
Es handelt sich hier um die ehemalige sog. (Pferde)-Schwemme, die zu den Schlachthöfen gehörte. Gegenüber, wo sich heute der Parkplatz befindet, standen ehemals die zwei Verwaltungsgebäude. An der Stelle des Neubaus der heutigen Industrie- und Handelskammer (IHK) Südlicher Oberrhein vorne zur Schnewlinstraße hin, befand sich bis Ende der 1980er Jahre das Zwischenlager der Riegeler Bierablagen (der Riegeler Brauerei) – einer von 30 bereits im Jahre 1914 – die typischerweise und so auch hier einen Eisenbahnanschluss hatten. Das ursprünglich 1895 errichtete historistische Gebäude mit etlichen nachfolgenden Nebengebäuden war Ende des Zweiten Weltkrieges teilweise zerstört worden und danach wesentlich schlichter wieder aufgebaut worden. (genauer nachzulesen in einem Artikel von Carola Schark in der BZ vom 11.05.2015) Von hier aus wurden die regionalen Abnehmer beliefert. Eine Reihe von Gasthöfen dienten als Ausschank, nach dem Namen der Brauerei-Gründer-Familie „Meyerhöfe“ benannt. In Freiburg waren das seit Ende des 19. Jahrhunderts der „Kleine Meyerhof“ und der „Große Meyerhof“, bis heute nach den seit 1834 einstigen langjährigen Besitzern der Familie Meyer benannt. Ihre Gebäude waren ebenso Markenzeichen wie Reklameträger der Brauerei. Diese konnten auch einen Ausschank haben. Daneben wurden die Pferde der Fuhrwerke, mit denen die Bierfässer transportiert wurden, gewechselt. Immerhin gab es im Laufe der Zeit zusätzlich zu vielen Nebengebäuden zwei Ställe. Die Pferde konnten an der sog. Schwemme getränkt werden und sich je nach Jahreszeit im Wasser sogar ein wenig abkühlen. Mit der hier aufgestellten Arbeit von Siegele wird daran erinnert und zugleich etwas Poetisches hinzugefügt: Einerseits wird man an die wechselvolle Vergangenheit erinnert und andererseits in eine Phantasiewelt entführt. Damit bewahrt sich dieser Ort jetzt mit seiner unmittelbaren Umgebung etwas von seiner natürlichen Ursprünglichkeit, deren Erhalt noch vor kurzem wieder einmal durch einen Erweiterungsbau der IHK zeitweise gefährdet war. – Seinerzeit gehörte zum Sanierungsgebiet Im Grün auch das Gretherglände, das Sedangebiet und das Schnewlingebiet. Erst seit damals, in den 1980er/1990er Jahren, gibt es übrigens die Straße Im Grün. Während der Sanierungsphase gab es drei ganz offiziell „gebildete“ Beiräte. Mit dem Abschluss der Sanierung ging folglich auch die Zeit der Beiräte zu Ende. In der Folge davon führte das 1995 zur Gründung des Bürgerforums Sedanquartier und Im Grün mit Anwohnern aus dem Quartier, zu deren Kern ca. 15 Personen gehören mit div. Arbeitsgruppen. Je nach Aktion, bei denen man Projekte, die massive Veränderungen zur Folge haben würden, versucht zu verhindern, können je nachdem bis zu 40–50 Personen aus dem Quartier spontan dazu kommen. Durch die Aktionen des Bürgerforums wurden diverse Planungen der IHK verhindert. Nun wird ihr Neubau im innen liegenden Bereich des eigenen Geländes errichtet werden.
© C. Moskopf
Der Künstler
* 1952
in Freiburg im Breisgau
1975–1976
Kunstgewerbeschule Basel
1979–1985
Studium an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart
bei Prof. Rudolf Hoflehner und Prof. Jürgen Brodwolf
1987
Stipendium der Kunststiftung Baden Württemberg